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Von El Bolson nach Malargue


Wir sind endlich wieder auf der Piste - vollepulle geht es Richtung Norden der Wärme entgegen. Zunächst noch durch die argentinische Schweiz mit Wäldern und Seen, dann wird die Landschaft langsam wieder trockener und karger. In den Anden tauchen die ersten Vulkane auf, wohlgeformte Kegel mit schneebedeckter Spitze um die 4000 Meter hoch.

In Chos Malal werden wir das erste Mal intensiver beäugt. Warscheinlich halten hier nur selten Touristen. Es ist die erste wirklich hübsche Kleinstadt, die wir sehen. Gepflegte Häuser, viele schattige Plätze, wenig Verkehr und kleine Bachläufe zwischen Fussweg und Strasse.

Hier ist das Schulzentrum der Region und das Durchschnittsalter scheint unter 20 Jahren zu liegen. Wir geniessen bei einem Eis mit Schokoladenüberzug die Atmosphäre. Am Fluss unterhalb der Stadt verbringen wir die Nacht - seit Langem können wir hier wieder in kurzer Hose und T-Shirt die Sterne anschauen.

Am nächsten Tag gibt es in der Region Strassensperren. Autoreifen und Felsblöcke liegen auf der Ruta 40. Neben den Sperren an langen Tischen die Streikenden. Sie trinken Mate, essen und unterhalten sich. Langsam fahren wir auf eine Lücke zwischen den Felsblöcken zu. Männer kommen auf uns zu, lachen aber freundlich. Wir erfahren, dass die Gas- und Sprittpreise zu hoch sind. Auch Lehrer sind anwesend - ihr Gehalt sei zu niedrig.

Leider können wir noch zu wenig Spanisch und die Lehrer vielleicht besser Mathematik als Englisch. Wir wünschen viel Erfolg und man lässt uns passieren. Nach ein paar Kilometern stehen am Strassenrand mehrere Tanklastzüge. So einfach kann eine ganze Region lahm gelegt werden.

Später stellt sich heraus, dass ein Lehrer 400 Peso - etwa 120 Euro - im Monat verdient. Einen Arbeiter bekommt man ab 3 bis 5 Peso pro Stunde. Wenn dieser also Pech hat, muss er für 3 Liter Spritt zwei Stunden arbeiten. Wie ungerecht ist doch die Welt!

Am Rio Grande machen wir eine Pause. Erstaunlich - Kubikmeter um Kubikmeter fliesst das Wasser unaufhörlich durch die Steppe. Wo kommt in der Trockenheit das ganze Wasser her? Hier testen wir wie lange man braucht, um einen vollgeladenen Bulli aus dem Weichsand auszugraben. Erstmal einen Wagenheber drunter und hochpumpen. Plöp - das Ding verwandelt sich in einen Zimmerspringbrunnen und der Bus sinkt wieder ab. Der Wagenheber war brandneu und für 3 Tonnen ausgelegt. Ein Produkt von titantec. TÜV geprüft. Da lachen ja die Guanakos...

Also Schaufel raus, graben und jede Menge Steine unter die Reifen. Vollepulle aufs Gas, die Reifen qualmen, der Bus springt 20 Zentimeter weiter und gräbt sich sandspritzend wieder ein - der Motor würgt ab. Das Spiel beginnt von vorne, der Wagenheber setzt allerdings aus. Nach zweieinhalb Stunden haben wir wieder festen Boden unter den Reifen und einen riesen Durst.

Das Gelände sieht aus wie ein frisch gepflügter Acker. Holzspäne von 3 zerbröselten Brettern und Gummifetzen von den Fussmatten sin überall versterut. Der Geruch von verbrannten Reifengummi wabert in der Luft :-) Das muss man nicht zu oft haben! Aber den Fahrersitz mit dem Sreibtischstuhl und das Lenkrad mit der Computertastatur tauschen kommt noch nicht in Frage. Das Leben hier ist einfach zu abwechslungsreich...


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