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Hühner sind unser Leben


Wir verbringen die meisste Zeit im Süden von La Paz - etwa 400 Meter niedriger als das Stadtzentrum. Hier im Botschaftsviertel ist nicht so viel Verkehr, es ist ruhiger und die Luft ist besser. Und es gibt mehr Grünanlagen mit Spielplätzen. Vor vielen Häusern stehen Männer mit pump guns. Für die Nacht haben sie kleine Holzhütten mit Sehschlitzen. Alles wird bewacht. Nichts wird geklaut. Kein Zweifel - eher ein Nobelvorort von La Paz.

Wir haben uns im Hotel Calacoto einquatiert. Eine kleine Hotelanlage mit mehreren Gebäuden, teilweise mit überdachten Innenhöfen. Bunte Bleiglasfenster, Kronleuchter und Steinfiguren aus Marmorimitat. Vielleicht etwas kitschig, aber dafür nettes Personal. Mit dem Minibus ist man für 15 Eurocent in einer halben Stunde im Stadtzentrum. Ein Supermarkt ist zwei Ecken weiter. Hier gibt es viele Produkte für deutsche Gaumen und einen riesigen Stoffhasen, der zwischen den einzelnen Einkaufsreihen kleinen Kindern auflauert und sie mit Bonbons zu den teuren Produkten lockt.

Im palmenbewachsenen Garten gibt es einen Spielplatz für Elias und Sitzbänke für die Eltern. Elias saugt mit einem alten Akkuladegerät (danke Helmut!) den Rasen. Was will man mehr? Vielleicht ein gutes Frühstück? In den ersten Tagen haben wir uns noch an dem Buffet erfreut. Aber jetzt, nach 50 Tagen und knapp 244 Frühstückseiern, reicht es langsam. Der Cholesterinspiegel steigt umgekehrt proportional zur Stimmung. Zusätzlich noch paniertes oder gegrilltes Hühnchen von Fastfood-Ketten und geräucherte Hühnchenbrust aus dem Supermarkt. Wir fühlen uns mittlerweile verantwortlich für den Tod mehrerer Hundert ungeborener oder bereits geborener Hühner. In Bolivien wird eben Huhn gegessen :-)

Und zwischendurch immer wieder zur Hauptpost. Auch hier als Emblem ein geköpftes Huhn. Dazu der Hinweis: "ULTRA - RAPIDO NACIONAL". Da lachen ja die Hühner! Um auf die Probleme deutscher Minderheiten in Bolivien aufmerksam zu machen, bringen wir ein entsprechendes Transparent an. Wie sich später herausstellte, leider mit Schreibfehler (soviel zur deutschen Schulbildung :-), wahrscheinlich hat uns deshalb hier keiner ernst genommen.

Das letzte Paket ist jedenfalls noch nicht gekommen. Wir hatten noch auf die Ankunft in der letzten Woche gehofft. Tja, hoffen ist zwar schön, aber leider nicht effektiv. DHL in Deutschland hierzu: "die bolivianische Post ist verantwortlich, wenn die Pakete Deutschland verlassen haben". Tolle Einstellung! Vielleicht kann ja mal jemand für uns im deutsch-französischem Grenzwald schauen :-) Eine weitere Stellungnahme gab es von DHL nicht.

Dafür haben wir Roberto, Corina und ihre beiden Kinder hier in La Paz wiedergetroffen. Das war eine schöne Abwechslung für uns. Zusammen haben wir mit ihrem Wohnmobil einen Ausflug in die Yungas gemacht. Endlich mal wieder rauskommen. Es ging seit langem mal wieder auf unter 1500 Meter herunter - Richtung Amazonas. Hier ist es deutlich wärmer, dafür gibt es wiederum viel mehr Stechgetier.

Palmen, Bananen- und Zitrusbäume, kleine Orte und unzählige Blumen. Hier haben viele reiche Leute aus La Paz ihre Ferien- und Wochenendhäuser. Es gibt kleine Wasserfälle, unter denen die Kinder duschen können. Die ersten Kolibris haben wir auch gesehen.

An zwei weiteren Abenden wird noch zusammen gegrillt. Endlich mal kein Huhn! Bis spät in die Nacht sitzen wir in einer Wagenburg im Hotel "Oberland" (da steigen eigentlich alle Langzeitreisenden ab) und tauschen mit bekannten und unbekannten Reisenden Geschichten aus. Der Vollmond taucht alles in ein fahles Licht und im Hintergrund brennen die Berge...


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