Wir verlassen den Salzsee über eine Rampe. Aus der Ferne ist Musik zu hören. An diesem Wochenende wird in ganz Bolivien gefeiert. Tage zu Ehren der Mutter Erde (das muss man sich mal in Deutschland vorstellen!), oder zu Ehren irgendwelcher Nationalhelden - letzteres erschien uns wahrscheinlicher, aber die Aussagen hierüber gingen auseinander. Jedenfalls gibt es in Bolivien keine Pflegeversicherung, demzufolge sind auch keine Feiertage gestrichen worden und es wird eben gefeiert.
Der kleine Ort Jirira am Ufer des Salzsees hat etwa 80 Einwohner. Am Ortseingang der Spielmannszug. Zwei Trommler und zwei Panflötisten erzeugen für deutsche Ohren etwas zu schräge Klänge. Nett gegrüsst geht es durch eine schmale lehmhüttengesäumte Gasse direkt auf den geschmückten Dorfplatz. Hier wartet man auf den Einzug des Festzuges. Zeit genug, um sich unsere rollende Blechhütte intensiv anzusehen. Man bestaunt unsere Küche und die Bibliothek und lädt uns ein, den Festivitäten beizuwohnen.
Da kommt auch schon der Festzug, bestehend aus der vierköpfigen Kapelle und dreieinhalb Zweierreihen Grundschulkinder. Die Dorflehrerin folgt dem Zug und korrigiert hier und da die Richtung der Kinder. Man gibt sich Mühe, alles muss seine Ordnung haben. Insbesondere der ruckartige Gruss vor den Bildern der beiden Nationalhelden. Wahrscheinlich lange geübt, aber der Sinn scheint bei den Kindern nicht angekommen. Es klappt nicht so richtig.
Die Kinder sagen Gedichte auf, es werden Lieder gesungen und Sketche gespielt. Der für uns am interessanteste war "El turista extranjero". Der Inhalt im Kurzen: ein Tourist wird ordentlich abgefüllt und nachdem er vom Stuhl gekippt ist, wird er um seine Reisekasse erleichtert. Gelächter bei den etwa 15 Zuschauern, betretenes Schweigen bei uns :-)
Dann wurden kistenweise Süssigkeiten verteilt und auch Elias kam dabei nicht zu kurz. Dafür haben wir uns dann mit einem deutschen Volkslied bedankt - immerhin gab es auch hierfür Beifall :-) Zum Abschluss wurden die Bilder der Nationalhelden dann in einem Festzug, vorbei an der Schulglocke, zurück in die Schule getragen. Man will uns die Schule zeigen und ist sehr an dem deutschen Schulsystem interessiert.
Ein hübsches kleines Schulgebäude für maximal 10 Kinder. Eine Heizung fehlt - in den Morgenstunden sicher knackig kalt. Die Lehrerin gibt sich sichtlich viel Mühe, aber es fehlen Gebrauchsmaterialien wie Papier und Stifte. Die zuständige Schulbehörde ist 300 Kilometer entfernt, eine Post gibt es hier im Dorf nicht und auf Material wird oft lange gewartet.
Nachdem wir unser "Haus" gezeigt haben, werden wir jetzt noch zum Essen eingeladen. Wir können die Lehmhütten der Dorfbewohner anschauen. Klein, eng und wenig Fenster. In einer Hütte an der Wand zwei Poster von Rambo - das hätten wir nicht gedacht. Es gibt Suppe, dann Schaf mit Nudeln und Salat. Lecker gemacht. Während dem Essen ringen die Hühner und Hunde um Heruntergefallenes, oder schnappen es sich gleich vom Teller.
Zum Nachtisch Kuchen und Bier. Man braucht anschliessend einen Zahnstocher? Kein Problem. Liegen doch genug Stöckchen auf dem Erdboden herum. Egal ob vorher ein Huhn draufgemacht hat, oder ein Hund damit gespielt hat. Wird schon sauberer als die Zähne sein. Sind wir da schon zu Sauberkeitsfanatikern degeneriert?
Zufällig kommen wir auf der Rückfahrt noch an einem Meteoriteneinschlag vorbei. Beeindruckend dieser kreisrunde, etwa 100 Meter tiefe Krater. Nach weiteren 100 Kilometern Schotterpiste haben wir wieder festen Asphalt unter den Reifen. Alle Tanks sind leer, wir haben auf den letzten 500 Kilometern 85 Liter Spritt verblasen. An der Tankstelle zeigt uns dann der nette Tankwart, wie in einen 56 Liter Tank 58 Liter passen. Die Anzeige war vor dem Tanken tatsächlich auf Null - hier ticken die Uhren eben doch anders :-)
Nach 1200 Kilometern ist die Testfahrt in unseren Augen recht erfolgreich abgeschlossen. Hier in La Paz lassen wir noch Öl und Ölfilter wechseln und noch andere Kleinigkeiten richten. Währenddessen erholen wir uns noch einmal im Hotel Calacoto - ein fast familiärer Empfang. Ab Freitag geht es dann wieder weiter...