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Von La Paz nach Copacabana


Wir machen zwei Tage Station in La Paz. Ölfilter und Öl werden gewechselt. Die Ventile werden neu eingestellt und es gibt neue Anschlagdämpfer. Gegen frühen Nachmittag verlassen wir La Paz. Wir nehmen den direkten Weg nach El Alto. Die Strasse ist so steil, dass wir die Steigung kaum im ersten Gang schaffen. Nach etwa 10 Kilometern sind wir oben angekommen und stecken zwischen tausenden Minibussen im Nachmittagsstau. Im Rückspiegel sehen wir blauen Rauch aus dem Motorraum qualmen. Die Polizei brauchte keine Adleraugen um den roten rauchenden Bus im Gedrängel der ausschliesslich weissen Minibusse auszumachen. Es gab aber keinen Ärger wegen den vielen Ölflecken auf der Strasse. Man war eher um den Motor besorgt. "Si, me mecanico, el estupido, chambia el aceite." Der Verkehr wurde gestoppt und wir bekamen freie Fahrt, um möglichst schnell in die Werkstatt zurück zu kommen. Wir hatten allerdings die Nase voll von dieser viel gelobten Werkstatt. Ernesto Hug von Volks Auto Motor in der Calle Jaimes Freyre 2326 in La Paz ist für die einfachsten Arbeiten zu doof. Diesmal hatte man die Ventildeckeldichtung auf 5 cm nicht richtig montiert. Auf den ersten 20 Kilometern haben wir 2 Liter Öl verloren. Zweimal die Werkstatt verlassen und beide male Probleme. Wir können diese Werkstatt wirklich nicht empfehlen. Kein Improvisationstalent, keine gute Arbeit, viel zu langsam und viel zu teuer.

Mit stinkendem Motor - das Öl ist auch in den Wärmetauscher getropft - fahren wir aus La Paz heraus und suchen uns im Dunklen einen Schlafplatz irgendwo in den Feldern. Am nächsten Tag fahren wir nach Copacabana an den Titicacasee. Copacabana liegt auf einer Halbinsel. Man kann entweder von Peru aus mit dem Auto auf diese Halbinsel fahren, oder man nimmt von Bolivien aus eine kleine Holzfähre. Die Boote sind sehr wackelig. Schon kleine Wellen auf dem See verbiegen das ganze Boot in sich.

Copacabana liegt direkt am Titicacasee. Wir finden einen Schlafplatz mit kleinem Strand unweit der Stadt. Durch das warme Seewasser ist es hier nachts deutlich wärmer als sonst. Das hätten wir nicht gedacht - immerhin beginnt hier gerade mal der Frühling und der See liegt auf 3800 Metern Höhe. Schön, um ein paar Tage zu bleiben.

Vor einer grossen Kirche in Copacabana kann man allerlei Blumen-, Papier- und Plastikschmuck kaufen. Wenn man sich in Bolivien ein Fahrzeug kauft, egal ob neu oder gebraucht, lässt man es hier von einem Priester weihen. Das gleiche kann man mit allen Gegenständen machen, die einem am Herzen liegen. Auch Flugtickets lässt man weihen, um nicht abzustürzen. Selbst aus Peru kommt man mit Tuktuks - kleine Dreiradtaxis auf Mopedbasis.

Wir beschlossen unseren Bus auch weihen zu lassen - kann bei der schlechten Werkstatt ja nichts schaden. Wir schmücken den Bus mit Blumen und Girlanden. Man kauft Bier, um das Auto nach der Weihung damit zu bespritzen. Anschliessend wird das nasse Auto mit Konfetti beworfen.

Gegen drei Uhr Nachmittags kommt der Priester mit einem 10 Liter Plastikeimer randvoll Weihwasser aus der Kirche. Die Massenabfertigung beginnt. Der Segen wird erst für das Auto gesprochen, dann für die Insassen. Danach wird groszügig Weihwasser verteilt. Aussen auf das Auto, in den Motorraum, in den Innenraum und auf die Insassen. Elias fand die Dusche nicht so toll und wollte schon mit seiner Trinkflasche zurückspritzen.

Hat Spass gemacht und wir hoffen das es etwas nutzt. Wir erholen uns noch einen Tag am See und lassen unseren geschmückten Bus bewundern. Dann geht es Richtung Yunguyo nach Peru. Dachten wir jedenfalls. Aber an der Grenze entdeckte man, das unser Zollpapier für den Bus nur bis 28. Juli gültig war, wir hatten aber schon den 14. August. Ein einfacher Rechenfehler bei der Einreise nach Bolivien. Aber wir durften die Grenze nicht passieren und sollten zur Klärung zurück nach La Paz. Da half auch kein Schmiergeld. Der Zollbeamte war stur.

Wir drehten um und beschlossen es an einer kleinen Grenze im Nordosten des Titicacasees zu versuchen. Hierher kommen nicht sehr viele Touristen. Die Menschen hier sind ausserordentlich freundlich. Bauern, die mit sich und der Natur zufrieden sind - so scheint es zumindestens. Hier ist es einfach gute Übernachtungsplätze zu finden. Neugierig wird der Bus inspiziert. Wir kommen an eine Polizeikontrolle. Die Strasse ist durch eine Schranke gesperrt. Die hintere Schiebetür wird aufgerissen. Ohne das man uns fragt, wird eine alte Frau in den Bus geschoben und die Tür wieder verschlossen. Wir dürfen passieren. Warscheinlich eine Art bolivianische Mitfahrzentrale in ländlichen Gebieten :-)

Nach etwa 150 Kilometern, auf teilweise sehr schlechter Piste, kommen wir in den letzten Ort vor der Grenze. Hier gibt es zwar eine Zollkontrolle, aber keine Migration in der wir einen bolivianischen Ausreisestempel bekommen können. Und das, obwohl wir unterwegs immer wieder gefragt hatten ob man hier nach Peru einreisen könne. Der Tag war gelaufen, die Stimmung auf dem Nullpunkt. Wir mussten den ganzen Weg zurück, um es an einer dritten Grenze zu versuchen.

Nochmal gute 400 Kilometer Bolivien, dafür aber eine schöne Landschaft. Wir erreichen am 17. August die Grenze in Desaguadero. Das Zollpapier hatten wir mittlerweile um einen Monat "verlängert" :-) So konnten wir hier ohne Probleme aus Bolivien ausreisen und nach Peru einreisen. Geht doch...


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