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Von Cuenca nach Puyo


Nach dem grossen Schwein probieren wir nun mal Meerschwein. Wir hoffen da ist "Mehr" dran, schliesslich ist das Ding grösser als ein Huhn. Hoffen ist zwar gut, aber nicht effektiv. Das Meerschwein scheint regelrecht hohl zu sein. Und das bischen Muskelfleisch, das an den Knochen unter der ungeniessbaren Lederhaut zu finden ist, schmeckt auch nicht besonders lecker.

Wir fahren zum aktiven Vulkan Tunguranua. Er ist im August 2006 ausgebrochen. Das nahe gelegene Banos wurde vom Militär evakuiert. Allerdings hatte sich das Militär in der leeren Stadt an dem Privateigentum gütlich getan, was wiederum im Fernsehen übertragen wurde. So sind die aufgebrachten Bewohner durch dei Militärsperren wieder in ihre Häuser zurückgekehrt. Wir sahen Bilder von glühender Lava an der Vulkanspitze (aber leider nur auf Fotos).

Beim zweiten Ausbruch blieben die Bewohner lieber gleich in der Stadt. Durch eine pyroklastische Wolke wurden 15ooo Rinder getötet - glücklicherweise ging die Gaswolke nicht in Richtung der Stadt. Jetzt wartet man auf den dritten und schwersten Ausbruch. Über dem Vulkankrater ist oft eine grosse Rauch- und Aschewolke zu sehen.

Es geht weiter in den Urwald. Die Temperaturen steigen und das Klima wird feucht und schwühlheiss. Wasserfälle stürzen sich die Berge herunter. Hier in Ecuador sind die Strassen schon bis weit in den Urwald geteert. Dadurch kommt man zwar schneller voran, aber es stellt sich auch nicht so ein starkes Dschungelgefühl ein. Jetzt müssen wir uns wieder vor Sandfliegen und Moskitos schützen...

Es regnet häufig die Luftfeuchtigkeit liegt bei 85 Prozent. Irgendwo dringt Wasser durch das Dach des Busses. Der Fussboden und die Holzmöbel quellen auf. Was einmal nass ist, wird nicht mehr richtig trocken. Es ist fraglich, ob der Bus schneller durchrostet, oder schneller verschimmelt. Wirklich nicht das beste Klima...

Bei Puyo besuchen wir einen botanischen Garten. Hier hat ein begeisterter Naturliebhaber in 27 Jahren auf mehreren Hektar Land den ursprünglichen Urwald wieder hergestellt. Aus der ganzen Umgebung hat er Pflanzen gesammelt und auf seinem Grundstück angepflanzt. Die frühere Monokultur ist jetzt wieder ein fast undurchdringliches Dickicht.

In seinem Wald findet man wieder Heilpflanzen, seltene Bäume und dutzende verschiedener Orchideen. Manche so klein, das man eine Lupe braucht um sie zu betrachten. Seit einigen Jahren siedeln sich wieder Kleintiere in dem Wald an. Insekten, Schmetterlinge, Frösche und Schlangen. Bachläufe und kleine Tümpel haben sich gebildet. Ein tolles und sehenswertes Projekt.

Für ein paar Tage mieten wir uns im Hostal "La Loma" ein. Marcel, früher der Leiter der 400 Hektar grossen Teeplantage, vermietet im Hauptgebäude Zimmer und betreibt ein Restaurant. Weihnachtssterne wuchern hier wie Unkraut. Marcel fü,Hrt uns durch die Plantage. Hier wurde früher "a bud and three" gepflückt. "A bud" ist der erste Teetrieb (wird heute auch als weisser Tee angeboten). Dieser Trieb bringt den hauptsächlichen Geschmack des Tees. Das zweite Blatt ist mit für den Geschmack zuständig. Das dritte Blatt bringt das Gewicht und die Farbe des Tees.

Den Blättern wird nach dem Pflücken 65% des Wassers entzogen. Keine leichte Aufgabe, bei über 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Anschliessend werden die Blätter fermentiert, d.h. erst jetzt dürfen sie geknickt oder "verletzt" werden. Auf den 400 Hektar wurden früher 20 Tonnen Teeblätter pro Tag gesammelt. Daraus wurden pro Tag 4 Tonnen fertiger Tee hergestellt. In Ecuador sind die Löhne gestiegen. Die Arbeiter sind nicht zuverlässig genug. Und es ist schwierig den Tee auf dem Weltmarkt zu platzieren.

Weil es hier so schön ist und es so gutes Essen gibt, entschliessen wir uns für dieses Hostal eine neue Webseite zu machen. Dafür gibt es das Essen (gute Schweizer Küche) und die Übernachtung umsonst. Ab jetzt ist das Hostal im Internet unter folgender Adresse laloma-hostal.com zu erreichen. "Gehostet" ist es in Deutschland, das kommt viel billiger als in Ecuador. Vielleicht sollten wir hier in Ecuador einfach ein Geschäft aufmachen...

Frühstück gibt es auf der Veranda mit Blick auf die Teeplantage. Der rauchende Vulkan ist bei guter Sicht in der Ferne zu sehen. Was braucht man mehr? Die Tage verfliegen mal wieder viel zu schnell...


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