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Zwangspause in Puyo


Morgennebel liegt über dem Dschungel und in der Ferne raucht der Vulkan Wolken in den Himmel. Heute ist es ungewöhnlich ruhig auf der Veranda. Beim Frühstück erfahren wir, das die Strasse in Banos durch ein Erdrutsch gesperrt ist. Ausserdem streiken die Anwohner und Hotelbesitzer in Banos - die Strasse in Richtung Westen ist komplett abgeriegelt.

Wir packen trotzdem unseren Bus und versuchen die 200 Kilometer lange Schotterpiste durch den Dschungel Richtung Quito zu fahren. An diesem Tag regnet es in Strömen. Die Piste besteht aus in den Boden gedrückten grossen Kieselsteinen. Es ist als ob man in einem ausgetrockneten Flussbett fährt. Wir schaffen etwas mehr als 4 Kilometer in 40 Minuten und brechen das Vorhaben ab. Eine zu hohe Belastung für Mensch und Maschine. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir wieder das Hostal "La Loma".

Mittlerweile hat sich die Situation in Banos verschärft. Die Bewohner haben das Kraftwerk besetzt und sich selbst und der Region den Strom abgestellt. Dank Gasofen backen Katrin und Suse im Hostal leckere deutsche Laugenbretzen. In Banos fordern die Bewohner von der ecuadorianischen Regierung kostenlosen Strom und kostenloses Telefon für ein Jahr. Ausserdem soll die Rückzahlung von Krediten zinslos für ein Jahr ausgesetzt werden. Seit der Vulkan ausgebrochen ist, sind viele Touristen und Wochenendausflügler ausgeblieben.

Trotz des sehr aktiven Vulkans wurde in Banos wild investiert. Jeder wollte am schnellen Geld teilhaben, hat Kredite aufgenommen und gebaut. Keiner hat wirklich mit einem Ausbruch gerechnet. Die Zukunft der Stadt ist ungewiss. Die Armee rückt in Banos ein, um das Kraftwerk wieder zu befreien. Allerdings befinden sich nur Frauen und Kinder im Kraftwerk, deshalb fühlen sich die Soldaten machtlos. Schüsse fallen keine, die Armee zieht sich zurück. Es wird weiter verhandelt.

Wir vertreiben uns die Zeit mit Ausflügen in die Umgebung. Besichtigen ein grosses Baumhaus. Über ein zehnstöckiges Treppenwerk erreicht man die Aussichtsplattform auf 25 Metern Höhe. Man kann zwei Zimmer mieten und im Baum übernachten. Wer aufs Klo muss, muss wieder absteigen. Erstaunlich was so alles auf einem Baum im Urwald wächst. Eigentlich ein kompletter Garten mit Gräsern, Farnen, Blumen und was nicht alles noch.

Wir streifen durch Bambuswälder und Bananenplantagen. Rinder stöbern durch das Dickicht. Eigentlich müssen sie sich den ganzen Tag nicht von der Stelle bewegen - das Gras ist teilweise meterhoch - es gibt Nahrung im Überfluss. Die Lage in Banos bleibt kritisch. Ein Abgesandter der Regierung ist mittlerweile von den Streikenden gekidnappt worden. Er wird irgendwo in Banos festgehalten. Der Erdrutsch kann nicht beseitigt werden, weil die Baumaschinen natürlich auch nicht passieren dürfen. Am vierten Tag gibt die machtlose Regierung nach - vielleicht wegen den Wahlen Ende November. Allen Forderungen der Bewohner wird nachgegeben. Es gibt jetzt kostenlosen Strom und kostenloses Telefon. Tatsächlich eine Bananenrepublik.

Da laust mich doch der Affe - die gibt es nämlich auch in Bananenrepubliken. Es ist schon ein komisches Gefühl von einem Affen mit einem Baum verwechselt zu werden. Ruck zuck sitzt er auf meiner Schulter und kuschelt sich an mich. Warm! Mit beweglichen Händen und Füssen wie bei einem Kind. Ich hoffe er muss nicht mal gerade eben... Und man weiss auch nie, ob er nicht doch beisst. Katrin packt den Affen von hinten und will mich befreien. Er hält sich an meinem Hals fest und kreischt wie am Spiess. Ich lockere seinen Würgegriff - das Tier hat richtig Kraft. Katrin und ich lassen beide gleichzeitig los. Die Schwerkraft bringt das Tier zu Boden, wo es sich schnell in den Wald entfernt.

Am nächsten Tag sind die Strassen wieder frei, der Erdrutsch wurde nach dem Ende des Streiks in der Nacht entfernt. Zeit sich auch zu entfernen...


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